Dem IT-Fachkräftemangel begegnen – bekannte und neue Wege beschreiten – Teil 2
Bereits im ersten Teil unserer zweiteiligen Reihe haben wir uns mit der Problemstellung des IT-Fachkräftemangels beschäftigt. Dort haben wir Ihnen gezeigt, wie Sie die Candidate Journey verbessern, die Kandidat*innen an geeigneten Touchpoints abholen und Ihre eigenen Mitarbeiter*innen zu Brand Ambassadors machen können. In diesem, dem zweiten Teil unserer Reihe, zeigen wir Ihnen weitere Möglichkeiten auf, dem IT-Fachkräftemangel aktiv zu begegnen.
Ein alter Weg im neuen Gewand: Active Sourcing
In vielen Branchen seit vielen Jahren ein bewährter Weg, bietet Active Sourcing die Möglichkeit, Kandidat*innen direkt anzusprechen und von Ihrem Unternehmen zu überzeugen. Dabei wird häufig auf Recruiter*innen inhouse gesetzt, die auf LinkedIn, Xing oder anderen Plattformen nach den passenden Nutzer*innen suchen und dort einen Kontakt herstellen. Dies ist oft sehr zeitintensiv und bedarf in den meisten Fällen einer Auslagerung zu externen Agenturen oder Head Huntern.
Die Schattenseite der Medaille ist hierbei allerdings, dass gerade im IT-Umfeld viele Menschen mit Anfragen überhäuft werden. Dies führt dazu, dass sie entweder sehr feinmaschig aussieben, entsprechend selten antworten oder Anfragen direkt ignorieren.
Dies bedeutet nicht, dass Active Sourcing durch Agenturen, Head Hunter oder Recruiter*innen keinen Erfolg mehr verspricht. Sondern – wie im Recruiting immer mehr der Standard – dass mehrere Wege gleichzeitig, also zusätzliche Methoden nebst Active Sourcing, eine größere Erfolgschance liefern können.
Active Sourcing neu gedacht – Tools und Portale
Die Direktansprache von potenziell passenden Kandidat*innen punktet vor allem durch kurzfristige Erfolgschancen, ist schnell umsetzbar und – sofern sie intern geleistet werden kann – im Verhältnis kostengünstig.
Wie bereits erwähnt, werden IT-Talente mit Ansprachen überhauft. Hier trennt das Wie die Spreu vom Weizen. Um inhouse Active Sourcing erfolgversprechend umzusetzen, bedarf es einer intensiven Vorbereitung und Beschäftigung mit den jeweiligen potenziellen Kandidat*innen. Eine Standard-Ansprache, von denen IT-Fachkräfte täglich Dutzende bekommen, wird nicht für Sie als Arbeitgeber werben. Wenn Sie bzw. Ihre Recruiter*innen aber eine individuelle, auf das Profil zugeschnittene Nachricht versenden und mit der Person so interagieren, dass diese merkt, dass Sie sich wirklich mit ihr beschäftigt haben, dann ist der Erfolg schon wahrscheinlicher.
Ist dieser Arbeitsaufwand für Ihr Unternehmen zu groß oder einfach nicht leistbar, können externe Tools oder Portale sinnvoll sein. Bei der Auswahl der Tools sollte darauf geachtet werden, dass das jeweilige Handling für Ihre Recruiter*innen passt und die Candidate Journey sinnvoll weitergeführt werden kann.
Wir können hier nur einen Abriss der jeweiligen Funktionalitäten wiedergeben und empfehlen daher, dass Sie sich vor einer Kaufentscheidung intensiv mit den jeweiligen Tools auseinandersetzen.
HoneyPot
Bei HoneyPot reichen wechselwillige Talente ein Profil ein, das gründlich geprüft wird: z. B. werden die Coding Skills getestet und die Motivation für den neuen Job erfragt. Sie erhalten damit Zugang zu explizit wechselwilligen und qualitativ geprüften Kandidat*innen.
Umgekehrt müssen auch die zukünftigen Arbeitgeber transparent sein und in den Jobangeboten so viele Informationen wie möglich angeben. Beide Parteien müssen der Kommunikation zustimmen, bevor ein intensiverer Austausch stattfinden kann. Noch bevor es zum Gespräch kommt, kann die Zielgruppe durch Rückmeldungen besser kennengelernt werden.
Talentwunder
Talentwunder screent Nutzerprofile auf über 80 (Karriere-)Netzwerken und berechnet dabei mit Predictive Analytics auch den Wechsel- und Umzugswillen. Gegenüber der Kaltakquise wird dadurch das Risiko, auf „taube Ohren“ zu stoßen, gesenkt und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht.
inga.
inga. ist ein Social Media Recruiting Tool, das mithilfe von Marketing-Technologien und Chatbots für mehr neue Kandidat*innen im Recruiting sorgt. Mit digitaler Werbung werden Topbewerber*innen angesprochen und anschließend mit Chatbots vorqualifiziert. Um den Chatbot mit den richtigen Daten zu bespielen, erfolgt vorab immer ein Consulting-Gespräch. Kandidat*innen, die dem Suchprofil des Kunden entsprechen, können sich schnell und unkompliziert per Chat bewerben.
Im heutigen Arbeitnehmermarkt heißt es für Unternehmen: aktiv werden!
Bei den bisherigen Maßnahmen ging es darum, die Zielgruppe dort abzuholen, wo sie sich am häufigsten aufhält. Eine weitere vielversprechende Maßnahme: die Zielgruppe durch z. B. attraktive Events zu sich holen.
Machen Sie auf sich aufmerksam und lassen Sie sich hacken
Nein, wir empfehlen Ihnen natürlich nicht, sich, wie kürzlich erst einigen Unternehmen in Deutschland geschehen, von böswilligen Menschen hacken zu lassen. Ganz im Gegenteil. Laden Sie Interessierte dazu ein, sich bereits im Vorfeld mit Ihnen und Ihrer IT zu beschäftigen. Wie? Mit einem Hackathon.
Ein Hackathon (Kompositum aus „Hacken“ und „Marathon“) ist ein in den USA bereits weit verbreitetes und in Europa auch immer verbreiteter werdendes Event, bei dem „Hackern“ (Entwickler*innen, Programmierer*innen etc.) eine Aufgabe gestellt wird, die in einem festen Zeitrahmen gelöst werden muss. Die schnellste Person, die die Aufgabe richtig löst, bzw. die ein gestelltes Problem überhaupt löst, gewinnt. Ursprünglich im Untergrund gestartet, um Sicherheitslücken in Unternehmen auszunutzen, werden sie heute genau zum Gegenteil genutzt. Unternehmen finden so z. B. Sicherheitslücken im eigenen System oder, für das Recruiting sinnvoll, finden so Interessent*innen, die das gesuchte Können mitbringen. Durch ein solches Community Event machen Sie auf sich aufmerksam und die Teilnehmenden neugierig. Der spielerische Wettbewerbsfaktor sorgt für Ansporn und intensives Engagement.
Zeigen Sie Expertise auf Fachmessen
Fachmessen, Karrieremessen und Vortragsreihen haben auch durch Corona ihren Stellenwert nicht verloren. Viele Unternehmen nutzen diese, um durch Sponsoring für sich zu werben. Allerdings bietet eine aktive Teilnahme einen direkteren Kontakt zur Zielgruppe, die sich im Umkehrschluss durch direkten Austausch mit Ihren Mitarbeiter*innen ein konkretes Bild von Ihnen als Arbeitgeber machen kann. Gerade spezialisierte Events sind hier empfehlenswert. So ruft get in IT, ein Portal für junge Talente, die den Einstieg in den IT-Bereich suchen, Unternehmen zur Teilnahme an der Veranstaltung Women4Tech auf. Bei diesem gezielt an Frauen gerichteten Event können Unternehmen zeigen, welche Karrieremöglichkeiten es für Frauen bei ihnen gibt. Und – noch viel besser – durch eigene Mitarbeiterinnen die Fragen der Interessentinnen beantworten.
Ein oft unterschätztes, aber nicht von der Hand zu weisendes Portal, das mit der richtigen Nutzung einer Online-Fachmesse sehr nahe kommt, ist die Social-News-Seite reddit.com.
Zwar wird die Seite primär zur Diskussion von generellen wie auch spezifischen Themen genutzt, jedoch ist auf ihr die IT-Community Deutschlands und der ganzen Welt aktiv vertreten. Softwareentwickler*innen diskutieren aktuelle Entwicklungen, troubleshooten Probleme oder, und hier kommen Sie ins Spiel, tauschen sich über Arbeitgeber*innen aus.
Mit gezielten Auftritten Ihrer Mitarbeiter*innen oder auch AMAs (Ask Me Anything – ein Format, bei dem die Community einer Person gezielt Fragen stellen kann) können Sie sich hier positionieren und auf sich aufmerksam machen.
Nutzen Sie das versteckte Potenzial in Ihrem Unternehmen
Wir können es nicht oft genug sagen: Der IT-Stellenmarkt ist hart umkämpft, aber auch nicht unendlich groß. Es gibt deutlich mehr freie Stellen als Fachkräfte, die diese besetzen können. Ein Weg, hier Abhilfe zu schaffen, ist, Talente im eigenen Unternehmen zu fördern und/oder Einstiegsprogramme anzubieten, die Menschen aus themenfremden Bereichen dazu einladen, bei Ihnen den Beruf zu erlernen. Gerade Menschen, die bisher nicht viele Berührungspunkte mit IT-Themen hatten, könnten so ungeahntes Potenzial bei sich entdecken. Wenn Sie Ihre internen Weiterbildungen dann auch noch nach außen hin präsentieren, werben Sie damit für sich als progressiven Arbeitgeber, der neue Weg geht.
Wie Sie sehen, IT-Recruting kann auf vielen Wegen zum Erfolg führen, und wie so häufig gilt: Die Mischung macht’s. Ein erfolgreiches Recruiting, ganz gleich, ob für die IT oder andere Bereiche, bedarf einer guten Planung. Ein der Position angemessenes Mediapaket gepaart mit klugen Employer-Branding-Maßnahmen: Damit erzeugen Sie Präsenz an den richtigen Orten mit den passenden Mitteln – und diese sind vielzählig und vielseitig. Sprechen Sie gerne mit uns, wir helfen Ihnen weiter.