Silver Ager – der Silberstreif am Horizont für Ihr Recruiting?
Tagtäglich erreichen uns als Agentur Fragen zur zielgruppengerechten Ansprache von Jobsuchenden. Derzeit eine der am häufigsten gestellten Fragen: Wie erreicht man die junge Generation, die Gen Z?
Natürlich hat diese Frage absolut ihre Berechtigung, aber einmal Hand aufs Herz: Ihr Recruiting sollte sich nicht nur auf diese Generation fokussieren. Denn Menschen suchen nicht nur bis zum 30. Lebensjahr nach Jobs, sondern auch weit darüber hinaus.
Wie sieht es also am „anderen Ende“ der Berufstätigen-Skala aus? Was ist mit der Generation 50plus, den sogenannten „Silver oder Best Agern“ mit umfassender Berufspraxis? Die sind schließlich auch noch da. Und eine selten beachtete Ressource auf dem Arbeitsmarkt in Zeiten des Fachkräftemangels.
Mit der Generation der Baby Boomer sind beispielweise so viele Menschen wie nie zeitgleich um die 60 Jahre alt und viele von ihnen gehören noch lange nicht zum „alten Eisen“. Und ihre jüngeren Kolleg*innen um die 50 ohnehin nicht. Umso lohnenswerter also, diese Gruppe genauer zu betrachten.
50plus ist nicht gleich 50plus
Bei der Generation 50plus wird ähnlich zur Gen Z ein Fehler begangen: Alle Angehörigen dieser Altersklasse werden über einen Kamm geschoren. Sie seien nicht mehr fit, nicht agil, nicht mehr so lernfähig wie ihre jüngeren Kolleg*innen. Wie jedes Mal, wenn Menschen einer Gruppe in eine Schublade gesteckt werden, macht man sich die Sache allerdings etwas zu einfach – und verpasst damit eine Chance. Die „Älteren“ wollen nämlich durchaus noch etwas bewegen, sind an Jobwechseln interessiert und möchten sich weiterbilden.
Altersdiverse Teams haben zudem altershomogenen Teams etwas voraus, weil sich Kompetenzen ergänzen und die Jüngeren von den Älteren lernen bzw. umgekehrt. Denn: Wissensweitergabe funktioniert ja nur, wenn jemand da ist, der Wissen weitergeben kann. Diversität ist wie immer ein Vorteil, auch, wenn es um das Alter geht.
Die Generation 50plus wird laut einer Studie der ManpowerGroup Deutschland von Unternehmen außerdem für besondere Qualitäten geschätzt, u. a.:
- Umfangreiches, langjähriges Fachwissen
- Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
- Großes persönliches Netzwerk in der Branche
Dennoch hat die gleiche Studie ebenfalls eruiert, dass nur jedes dritte Unternehmen sich aktiv um das Recruiting von Silver Agern bemüht und fast neunzig Prozent der Unternehmen keine speziellen Programme für ältere Mitarbeiter*innen vorzuweisen hat. Hier liegt also einiges an Potenzial brach, das Sie für Ihr Unternehmen nutzen können.
Werden Sie den Ansprüchen der Best Ager gerecht – und sprechen Sie darüber
Es versteht sich fast von selbst, dass Menschen ab 50 andere Ansprüche an ihre*n Arbeitgeber*in und ihren Arbeitsplatz haben als Menschen zwischen 20 und 30. Jedoch ist es nicht so, dass Silver Ager Ansprüche fern jeglicher Realität stellen.
Klar, hierbei muss jede Person individuell betrachtet werden, aber meist finden sich ähnliche Wünsche bei den Angehörigen dieser Altersgruppe:
- Attraktive Arbeitsmodelle: flexible Arbeitszeiten, Teilzeitoption oder Homeoffice. Hierbei unterscheiden sich die Älteren kaum von den Jüngeren, aber ihre Hintergründe sind andere: Manche pflegen Angehörige, andere müssen aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzertreten. Wenn Sie mit solchen Angeboten auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden reagieren, fühlen sich diese gesehen und verstanden.
- Langfristige Beschäftigung: Trotz prinzipieller Wechselbereitschaft möchten Silver Ager meist nicht mehr alle drei bis vier Jahre den Job wechseln, sondern wünschen sich Stabilität.
- Weiterbildung: Da ältere Mitarbeitende oftmals noch motiviert sind, sich weiterzubilden, sollten Sie kommunizieren, ob und welche Möglichkeiten es hierzu in Ihrem Unternehmen gibt.
- Gesundheitsförderung: Ergonomische Arbeitsplätze werden wahrscheinlich von allen Altersgruppen geschätzt, aber für die Silver Ager sind sie ein Muss. Auch darüber hinausgehende gesundheitsfördernde Maßnahmen, wie z. B. eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder Unternehmenssportgruppen, werden von der Generation 50plus besonders geschätzt und machen eine Bewerbung bei Ihnen attraktiver.
Wichtig für das Recruiting: Kommunizieren Sie in Ihren Stellenanzeigen, was Sie zu bieten haben, sodass Silver Ager wissen, dass sie bei Ihnen willkommen und geschätzt sind. Explizites Recruiting für eine bestimmte Altersgruppe ist natürlich aus gutem Grund nach dem AGG verboten, aber wenn Sie Ihre Stellenanzeigen auch in Richtung der älteren Arbeitnehmer*innen hin öffnen, erschließen Sie sich eine breitere Zielgruppe und erhöhen so die Chance, Ihre Stelle zu besetzen.
Zielgruppengerechte Ansprache auf den richtigen Kanälen

Es hat sich bereits herumgesprochen: Die Gen Z sucht vermehrt auf Social Media nach Jobs, da sie ohnehin dort ist. Doch wo suchen die Gen X und die Baby Boomer nach Jobs?
Ganz klar: Klassische Stellenportale, wie z. B. Stepstone oder Jobware, sind hier ebenso wie Zeitungen und Fachmagazine das Mittel der Wahl. Letztere können Sie vor allem für die Suche nach Führungs- und hochqualifizierten Fachkräften für sich nutzen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie nicht auch andere Kanäle ausprobieren können. Der richtige Veröffentlichungsweg ist so individuell wie die Zielgruppe und neben der generationengerechten Ansprache sollten auch die Stelle, der Arbeitsort und weitere Faktoren mit einbezogen werden.
Parallel zur klassischen Stellenausschreibung auf Jobportalen ist die Direktansprache von passenden Kandidat*innen geeignet, um diese für Ihr Unternehmen zu gewinnen – und dadurch auch die Wertschätzung zu vermitteln, die Silver Ager sich von ihren Arbeitgeber*innen wünschen.
Sprache und Bildwelt in Stellenanzeigen
Achten Sie neben den richtigen Kanälen auch auf die passende Ansprache in Ihren Stellenanzeigen in Wort und Bild. Zeigen Sie nur 30-Jährige in Ihren Anzeigen oder auf Ihrer Karriereseite? Das könnte abschreckend wirken. Repräsentanz ist hier sehr wichtig, da sich Bewerbende eher angesprochen fühlen, wenn jemand, mit dem sie sich identifizieren können, auf den Bildern zu sehen ist.
Auch der sprachliche Stil sollte sich der Zielgruppe anpassen: Werfen Sie nicht mit Anglizismen um sich, drücken Sie sich nicht zu locker aus und schlagen Sie eher einen seriösen Ton an.
Zielgruppengerechte Bewerbungsmöglichkeit
Nicht nur bei der Veröffentlichung Ihrer vakanten Stellen sollten Sie auf eine zielgruppengerechte Ansprache achten, sondern auch bei den Bewerbungsmöglichkeiten gilt es, die älteren Semester mitzudenken. Ein übersichtliches Bewerbermanagementsystem mit möglichst wenig kleinteiligen Schritten ist für alle Generationen eine immense Erleichterung (Stichwort mobile Bewerbung). Aber gerade für die älteren Bewerbenden trägt eine technisch übersichtliche Bewerbungsmöglichkeit dazu bei, dass die Hürde zur Bewerbung möglichst gering ist. Und vielleicht können Sie ja sogar schlicht die Bewerbung per E-Mail ermöglichen?
Übrigens: Ältere Jobsuchende greifen eher mal zum Telefonhörer, wenn etwas unklar ist, als die jüngeren. Geben Sie daher, wenn möglich, eine Telefonnummer und eine Ansprechperson als Kontaktmöglichkeit an.
Zielgruppengerechte Personalauswahl
Auch in der Auswahl der Kandidat*innen, den Bewerbungsgesprächen und Prozessen vor der Einstellung können Sie hinterfragen, ob Sie der Zielgruppe gerecht werden. Umfangreiche Assessment Center, bei denen abstrakte Fragen beantwortet werden müssen, die den Umgang mit Problemen testen, statt auf die Kompetenzen der Bewerbenden einzugehen, könnten die Generation 50plus abschrecken. Ein „klassisches“ Bewerbungsgespräch, bei dem Sie versuchen, die*den Kandidat*in kennen zu lernen, trägt dazu bei, dass Sie jemanden finden, der wirklich zu Ihnen passt und den Anforderungen der Stelle gerecht werden kann. Und Sie können direkt abklopfen, welche Wünsche die Person an ihren neuen Job hat.
Der Silberstreif am Horizont?
Trotz oder gerade wegen der Überalterung unserer Gesellschaft (und vom Fachkräftemangel ganz zu schweigen) sind ältere Arbeitnehmer*innen ab 50 eine Zielgruppe, deren Beachtung sich mehr als lohnt. Wie jede Altersgruppe haben auch die Best Ager individuelle Ansprüche, bringen wertvolle Kompetenzen mit und können Ihr Unternehmen bereichern. Die Klischees, die so manches Unternehmen davon abhalten, das Recruiting für diese Altersgruppe aktiv anzugehen, treffen nicht zu und bremsen die potenziellen Möglichkeiten nur aus. Also: Nur zu, raus mit den Vorurteilen aus den Köpfen und rein in ein generationenübergreifendes Recruiting, mit dem Sie Ihrem Unternehmen neue Horizonte erschließen.
Wenn Sie daran interessiert sind, Silver Ager für Ihr Unternehmen zu gewinnen, aber noch ratlos sind, wo Sie anfangen sollen – sprechen Sie mit uns, wir beraten Sie gerne und gemeinsam finden wir den für Sie passenden Weg.