Azubi-Recruiting 2022 – Zahlen, Fakten, Tipps und Tricks

Andrea Duphorn
Juni 2022

In wenigen Wochen ist es wieder soweit: ein neues Ausbildungsjahr beginnt. Konnten in Ihrem Unternehmen alle Lehrstellen besetzt werden? Bilden Sie im gleichen Umfang aus wie vor Corona? Oder heißt es auch in Ihrem Betrieb „Leider konnten wir nicht alle unsere Ausbildungsplätze besetzen“?

Krisenstimmung am Ausbildungsmarkt

Die Pandemie hat auch den deutschen Ausbildungsmarkt in eine schwere Krise gestürzt. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Zahl der Ausbildungsbewerber*innen in den vergangenen zwei Jahren von rund 512.000 auf 434.000 gesunken, die Zahl der angebotenen Lehrstellen hat sich von 572.000 auf 511.000 reduziert.

Dringend gesucht: Azubis in Handwerk und Baugewerbe

Etwa 40 Prozent der Ausbildungsplätze können wohl nicht besetzt werden, im Baugewerbe liegt die Quote sogar bei 60 Prozent. Das ist immens.

Die Gründe dafür sind ebenso simpel wie alarmierend: Weil Schule zwei Jahre lang fast ausschließlich digital stattfand, hatten Schüler*innen keine Chance, sich beruflich zu orientieren. Schulpraktika entfielen, Recruiting-Tage in Betrieben konnten nicht umgesetzt werden, Ausbildungsmessen wurden abgesagt oder fanden allenfalls online statt. Folge: Unternehmen und Azubis fanden nicht zusammen. Bei den Schüler*innen hat das zu einer enormen Verunsicherung geführt. Viele sind sich nicht mehr sicher, ob sie mit einer Ausbildung in ihr Berufsleben starten möchten. Galt eine duale Ausbildung früher als gleichberechtigte Alternative zum Studium, entscheiden sich inzwischen fast 80 Prozent der Abiturient*innen dagegen. Lediglich sieben Prozent eines Jahrgangs möchten noch eine Lehre machen.

War es um den deutschen Ausbildungsmarkt aufgrund des demografischen Wandels schon vor der Pandemie nicht gerade rosig bestellt, hat sich die Situation in den vergangenen zwei Jahren dramatisch verschärft. Wie eine Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ergab, konnten rund 32 Prozent der befragten 12.467 Betriebe nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Besonders erschreckend: 30 Prozent davon erhielten keine einzige Bewerbung.

Die Mischung macht’s

Wer seine Ausbildungsplätze besetzen will, muss clever, vor allem aber zielgruppengerecht recruiten. Ein vorausschauendes Ausbildungsmarketing und ein kluges Azubi-Recruiting sind gefragt. Oder anders gesagt: wer Ausbildungssuchende für sich gewinnen will, muss wissen, was ihnen wichtig ist, auf welchen Kanälen sie erreicht werden können und was sie überzeugt.

Eine Fülle an Informationen und Orientierung bieten hier die Studien von Ausbildung.de ­– der seit 2015 jährlich erscheinende azubi.report sowie die STARTKLAR Schülerstudie. Dazu befragt der Informationsdienst für Ausbildung und duales Studium jedes Jahr online mehrere Tausend Schulabgänger*innen und seit 2020 auch Schüler*innen zu ihren Ausbildungswünschen, Berufsvorstellungen und -zielen, ihrem Informations-, Such- und Bewerbungsverhalten und liefert so auch für Unternehmen und Betriebe, die ausbilden, wertvolle Erkenntnisse, wie Sie Ausbildungssuchende für sich gewinnen können.

Dass die Suche nach einem Ausbildungsplatz für 99 Prozent der Jugendlichen auf Google beginnt, stellt dabei keine große Überraschung dar. Dass nur ein kleiner Teil der Ausbildungsbetriebe dieses Momentum nutzt und sich dort als attraktiver Arbeitgeber präsentiert, hingegen schon. Zumal fast die Hälfte aller Ausbildungssuchenden nur die ersten drei Seiten öffnen, die auf ihre Anfrage hin angezeigt werden. Bei der Suche nach Ihrem Wunsch-Azubi kommt es also unter anderem darauf an, dass Ihr Unternehmen auf Google gut platziert ist. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, kostenlose (SEO-Optimierung und Google for Jobs) und kostenpflichtige (GoogleAds). Aber es müssen nicht zwangsläufig die eigene Karriereseite und die eigenen Stellenanzeigen im Karriereportal sein, die es in der Trefferliste möglichst weit nach oben schaffen (wobei dies natürlich das Optimum ist). Denn wenn Sie Ihre Ausbildungsstellen auf relevanten, gut positionierten Ausbildungsplattformen wie Ausbildung.de, Ausbildungsheld.de oder azubiyo.de platzieren, partizipieren Sie an deren Reichweite und ihrer guten Auffindbarkeit im Netz.

Social Media, Online- oder Printanzeige?

Obwohl die Generation Z vor allem online unterwegs sind, sollten Sie die Wirkung von klassischen Werbemitteln nicht unterschätzen. Studien zeigen, dass Plakate, Unternehmensbroschüren oder Ausbildungsanzeigen in Tageszeitungen und Fachzeitschriften im Vergleich zu den Online-Varianten länger in Erinnerung bleiben. Außerdem sind bei der Berufswahl für die meisten Jugendlichen noch immer ihre Eltern die wichtigsten Ansprechpartner (56 %) – und damit auch deren Informationskanäle –, gefolgt von der Agentur für Arbeit oder einer Berufsberatung (31%). Freund*innen, Schule und Lehrer*innen waren auf der Suche nach Orientierung nur für 18 Prozent der Schüler*innen eine Anlaufstelle. Und für lediglich sechs Prozent der Schüler*innen waren Informationen aus den sozialen Medien, YouTube oder andere Influencer*innen für ihre Berufswahl relevant.

Mit den richtigen Inhalten überzeugen

Was ist Jugendlichen auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz wichtig? Unabhängig vom Medium gilt: authentische Einblicke zählen mehr als Werbe-Plattitüden. Wer junge Menschen für sein Unternehmen gewinnen will, sollte Inhalte so kommunizieren, dass Jugendliche und junge Erwachsene sich darin wiedererkennen und – auch sprachlich – angesprochen fühlen. Je konkreter Sie dabei werden, umso besser. Besonders gut kommen hier Einblicke in den Ausbildungsalltag an, in denen Mitarbeiter*innen – besser noch Auszubildende aus dem 2. oder 3. Lehrjahr – erzählen, wie ihr Tag im Büro, in der Produktion, auf der Baustelle oder im Labor aussieht. Das kann sehr gut mit kurzen Videos auf dem Unternehmensblog erfolgen (sofern vorhanden), auf Youtube, Instagram, TikTok oder ähnlichen Social-Media-Kanälen. Wofür auch immer Sie sich entscheiden: eine gut durchdachte Strategie gehört auch hier dazu, sonst überzeugen Sie nicht.

Verflixte Technik

Wie so oft sind es außerdem häufig technische Hürden, an denen eine Bewerbung scheitert. So hat laut azubi.report jede*r zweite Auszubildende eine Online-Bewerbung schon einmal abgebrochen: 19 Prozent, weil ihnen der Prozess insgesamt zu kompliziert war, 18 Prozent, weil sie Unterlagen wie Zeugnisse oder den Lebenslauf nicht hochladen konnten, weitere 12 Prozent, weil sie bereits bei der Registrierung Probleme hatten. Dabei ist davon auszugehen, dass das weniger an den Fähigkeiten der so genannten „Digital Natives“ lag, sondern eher an den technisch unzureichenden Karriereseiten der Unternehmen. Auch hier besteht für die meisten Ausbildungsanbieter also Nachholbedarf. So verfügen längst nicht alle Unternehmen über eine spezielle Schüler-Karriereseite, auf der interessierte Jugendliche sich vorab und umfassend über Ausbildungsangebote informieren können – idealerweise inklusive dem zu erwartenden Gehalt, denn das ist Auszubildenden fast ebenso wichtig wie ein positives Image ihres Ausbildungsbetriebes (67,7%), konkrete Informationen zum Ausbildungsablauf oder eine hohe Chance, nach dem Ende ihrer Lehre übernommen zu werden (63%).

Sie merken: Es gibt so Einiges, womit bei Azubis zusätzlich gepunktet werden kann – und sicherlich auch für Ihr Unternehmen noch Potenzial, die Suche nach Auszubildenden erfolgreicher zu gestalten.

Welche Online-Plattform ist die richtige?

Zu guter Letzt noch ein paar Empfehlungen in Sachen Online-Jobbörsen: Nahezu alle namhaften Generalisten – von StepStone über Jobware bis hin zu Monster – bieten spezielle Formate für Ausbildungssuchende an. Hinzu kommen Plattformen wie Ausbildung.de, azubiyo oder AUBI-plus, die sich auf Berufsanfänger*innen spezialisiert haben und sich einiges einfallen lassen, um ihre Zielgruppe ansprechend zu bedienen. Das beginnt mit fundiertem Input zu den verschiedensten Ausbildungsberufen sowie vielen praktischen Tipps für die Bewerbungsphase und reicht über Social Media Content und Videos bis hin zum kostenlosen Azubi-Speed-Dating der IHKs, bei dem Unternehmen mit offenen Ausbildungsplätzen und interessierte Bewerber*innen in zehnminütigen Gesprächen (telefonisch oder online) zueinander finden können. Print oder online? StepStone, Yourfirm oder Absolventa? Was, wie und wo auch immer: auf die richtige Mischung kommt es an. Wir beraten Sie gerne bei der Auswahl der passenden Tools, werfen einen prüfenden Blick auf Ihre Ausbildungsanzeigen und machen Ihre Karriereseite für die Azubi-Suche fit. Oder wollen Sie größer denken? Vielleicht eine OOH-Kampagne oder dauerhafte Online-Präsenz?

Sprechen Sie uns an! Damit aus Ihren Lehrstellen keine Leerstellen werden.