ChatGPT im Personalmarketing und Recruiting

Tim Domke
Juli 2023

Mit Sicherheit haben Sie in den letzten Monaten schon von ChatGPT gehört und fragen sich nun vielleicht, ob und wie Sie es für Ihr Personalmarketing und Recruiting nutzen können. Lassen wir doch ChatGPT selbst einmal zu Wort kommen:

Als Experten für Personalmarketing wissen Sie sicherlich, wie wichtig es ist, innovative Technologien zu nutzen, um Ihre Recruiting-Strategien auf das nächste Level zu heben. Eine solche Technologie, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist ChatGPT. Dieses fortschrittliche KI-Modell wurde von OpenAI entwickelt und eröffnet Unternehmen völlig neue Möglichkeiten im Bereich des Personalmarketings. In diesem Artikel werden wir einen genaueren Blick auf die beeindruckenden Fähigkeiten von ChatGPT werfen und wie es dazu beitragen kann, Ihre Mitarbeitergewinnung zu optimieren. Egal, ob es um die effektive Kommunikation mit Kandidaten, die Automatisierung von Aufgaben oder die Personalisierung von Botschaften geht – ChatGPT bietet Ihnen eine Vielzahl von Vorteilen, um Ihr Personalmarketing auf ein neues Niveau zu heben. Lassen Sie uns also eintauchen und herausfinden, wie diese bahnbrechende Technologie Ihr Unternehmen unterstützen kann.

Hat Sie das überzeugt? So ganz hat ChatGPT, trotz Inputs unserer bisherigen Blogartikel und genauer Angaben, was es schreiben soll, unseren Ton nicht getroffen. Und die Fehler, unter anderem, dass es davon spricht, seit Jahren an Bedeutung gewonnen zu haben, obwohl es erst im November letztes Jahres publik wurde, sind auch nicht zu vernachlässigen.  

Dennoch: ChatGPT ist in aller Munde: Die einen glorifizieren es als das achte Weltwunder, das die Arbeitswelt komplett umkrempeln wird, während andere es wiederum als den Untergang des kreativen Schaffens verteufeln. Wie mit den meisten Dingen liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, so auch, wenn es um ChatGPT im Personalmarketing geht.  

Was kann ChatGPT und was kann es nicht?

Im Prinzip ist ChatGPT ein hochfunktioneller Chatbot. Zwar wird ChatGPT in vielen Medien als künstliche Intelligenz gepriesen, dies geht allerdings einen Schritt zu weit. Denn ChatGPT kann nicht denken. Was es kann, ist, Informationen wiederzugeben, die bereits existieren, und für uns verständlich zu präsentieren. Dazu wurde der ganze Text des Internets heruntergeladen und ChatGPT als Quelle zur Verfügung gestellt. Das Prinzip, wie es uns diese Informationen wiedergibt und dabei so klingt, als würden wir mit einem realen Menschen sprechen, kennen wir alle aus unserem Alltag: personalisierte Wortvorschläge.

Wenn Sie in Ihrem Smartphone Nachrichten schreiben, schlägt es Ihnen anhand vorheriger Nachrichten die passenden nächsten Worte vor. Geben Sie also z. B. den Text „Bis wann“ ein, schlägt Ihr Handy Ihnen als nächste Wortfolge z. B. „geht der Termin“ oder „bist du zuhause“ vor. Je nachdem, was es, basierend auf Ihren bisher verfassten Nachrichten, als am wahrscheinlichsten gelernt hat. Genauso funktioniert ChatGPT – nur mit sehr viel mehr Wissen und Rechenpower als ein Smartphone.

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass ChatGPT immer nur so viel weiß, wie zu dem Zeitpunkt, 2021, als es mit dem gesammelten Wissen aus dem Internet „gefüttert“ wurde, vorhanden war. Es kann auch nicht kreativ Neues schaffen. Es kann zwar Gedichte schreiben und Geschichten erstellen, aber nur aufgrund dessen, was bereits vorher geschrieben wurde und immer nur so weit, wie es der Wahrscheinlichkeit nach am logischsten ist.

ChatGPT – Ihre neue Marketingabteilung?

Neben Gedichten und Geschichten kann ChatGPT auch Marketingtexte, Copies und Stellenanzeigen schreiben. Eine Wunderlösung, die Agenturen, Texter*innen und kreative Arbeit obsolet macht?

Nein, natürlich nicht. Denn so sehr ChatGPT in den Medien auch als Allrounder in der Textkreation angepriesen wird und Kreative um Ihre Jobs fürchten, so viele Schwächen hat ChatGPT.

Nicht nur der fixe Wissensstand aus dem Jahr 2021 (eine Schwäche, die bestimmt in Zukunft behoben werden wird) sollte zur Vorsicht gebieten. Auch die Tatsache, dass es bedingt durch die Funktionsweise von ChatGPT (siehe oben) nur fremde Inhalte in abgeänderter Form wiedergeben kann. Abgesehen von dem evidenten Plagiatsrisiko, hat auch Google mittlerweile Konsequenzen gezogen und kennzeichnet Texte, die überwiegend automatisch generiert wurden, als Spam.

Gerade im Marketing und Personalmarketing ist der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Strategie aber die Individualität der Texte und des Auftritts nach außen. Diese geht jedoch schnell verloren, wenn die Texte alle aus einer „Hand“ stammen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass wir Menschen soziale Wesen sind und mit anderen Menschen interagieren wollen. Ein rein durch Computer generierter Marken- und Employer-Branding-Auftritt erzeugt bei weitem nicht denselben Pull auf Menschen wie eine durchdachte, zugeschnittene und kreative Kampagne. Denn bei allem Wissen, mit dem wir ChatGPT füttern: Kreativität können wir der Software nicht beibringen.

ChatGPT – ein hilfreiches Werkzeug

Das alles bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass ChatGPT keinen Nutzen hat. Ganz im Gegenteil. Das Tool kann in vielen Bereichen durchaus als nützliche Unterstützung bzw. Arbeitserleichterung dienen.

Stellenanzeigen

Durch die zurecht gepriesenen Texterstellungsmöglichkeiten, die ChatGPT besitzt, verleitet es schnell dazu, ganze Stellenanzeigen automatisch texten zu lassen. Ein paar gute Prompts (Wörter bzw. Formulierungen, die ChatGPT einen Auftrag geben) eingegeben und fertig ist die Anzeige! Doch auch diese vermeintliche Arbeitserleichterung ist mit Vorsicht zu genießen. Wie bereits erwähnt, kann ChatGPT nur kopieren und umformulieren, aber nicht neu kreieren. Das heißt, jede Stellenanzeige, die Sie per ChatGPT erstellt haben, wird es so oder ähnlich bereits gegeben haben.

Wo ist das Problem, fragen Sie sich jetzt vielleicht? Die meisten Stellenanzeigen sind doch generell austauschbar, ein*e Buchhalter*in ist ein*e Buchhalter*in ist ein*e Buchhalter*in, richtig? Falsch! Und das sagen wir nicht, weil wir eine Textagentur sind, sondern auch, weil gerade im aktuellen Arbeitnehmermarkt eine zielgruppengerechte, präzise und kreativ getextete Stellenanzeige den entscheidenden Unterschied machen kann. Die Stellenanzeige ist bis heute für die meisten Menschen der erste Kontaktpunkt mit einem Unternehmen als potenzielle*n Arbeitgeber*in. Das bedeutet: Dies ist der Ort, an dem Sie am ehesten überzeugen können. Eine generische, austauschbare Anzeige wird dabei wohl kaum eine*n Interessent*in vom Hocker reißen.

Auch was die Sichtbarkeit Ihrer Anzeigen durch SEO angeht, kann ChatGPT nur bedingt punkten und (bisher, aber wahrscheinlich auch noch sehr lange nicht) die menschliche Arbeit nicht ersetzen.

Auf der anderen Seite kann es durchaus als Stütze dienen, um der Stellenanzeige eine Struktur zu geben oder um Fachbegriffe zu erklären ohne dafür extra den Fachbereich bemühen zu müssen. Ein Text von ChatGPT kann auch als Negativbeispiel dienen, damit Sie sehen, wie eine generische Anzeige aussieht und wie Sie es besser nicht machen sollten.

Karriereseite

Neben den Stellenanzeigen ist in den meisten Fällen Ihre Karriereseite ein wichtiger Anlaufpunkt, über den sich Interessenten über Sie als potenzielle*r Arbeitgeber*in informieren. Auch hier ist die Versuchung groß, sich geeignete Texte von ChatGPT liefern zu lassen. Aber wie auch schon bei Stellenanzeigen, ist hier jeder Text kritisch zu betrachten. Nutzen Sie ChatGPT gerne als Ideenfinder, als grobe Richtlinie für Ihren Text, der im Anschluss noch kreativ durchdacht von Ihnen oder jemandem mit Texterfahrung überarbeitet wird.

Employer Branding

Die Stellenanzeige – zwar immer noch ein unschlagbar wichtiges Personalmarketingtool – funktioniert jedoch am besten, wenn sie in eine gut geplante Personalmarketing- und Employer-Branding-Strategie integriert ist. ChatGPT kann hierbei anhand von gezielten Fragen und Analysen durch geeignete Prompts helfen, Ihre Employer Value Proposition zu finden. Es kann Sie ebenfalls dabei unterstützen, erste Entwürfe für Ads zu erstellen, die im Anschluss überarbeitet werden. Auch eine Persona-Recherche kann durch ChatGPT genau strukturiert und beschleunigt werden.

Wo ChatGPT im Recruiting glänzt

Als Recherche-Tool glänzt ChatGPT so richtig. Niemand ist in jedem Bereich ein*e Expert*in und Recherche kann in manchen Bereichen wertvolle Zeit und Nerven kosten. Gerade in größeren oder hochspezialisierten Unternehmen ist es vorteilhaft, sich eine schnelle Übersicht über Berufe, die ausgeschrieben werden sollen, und deren Profile zu verschaffen. Als Recruiter*in können Sie sich zum Beispiel von ChatGPT eine Übersicht erstellen lassen, welche Themen Sie mit dem Fachbereich besprechen sollten, wenn es um die Suche nach Backend-Developern oder ähnlichen Positionen geht. So kann der Auftrag wie folgt an ChatGPT formuliert werden:

„Welche Themen sollte ich als Recruiter mit dem Hiring Manager für eine neue Backend-Developer-Stelle besprechen?“

Heraus kommt dabei:

Selbstverständlich ist dies nur ein Muster, aber Sie können es durchaus als Hilfestellung nutzen, um sich auf ein Gespräch mit der*dem Hiring Manager*in vorzubereiten. Jeder einzelne Punkt kann als Sprungbrett dienen, um zusätzliche Informationen einzuholen oder weitere Fragen zu formulieren. Da ChatGPT interaktiv ist, können Sie anhand dieser Liste Rückfragen stellen, zum Beispiel, welche Software üblich ist – und erhalten daraufhin diese Liste:

Mithilfe dieser Aufzählung, die ChatGPT 10 Sekunden, uns analoge Menschen aber durchaus einiges mehr an Zeit kostet, ist das Kandidat*innenprofil schnell erstellt. Eine Interaktion, die ansonsten die Führung des IT-Teams und Sie bzw. Ihre Recruiter*innen einiges an Ressourcen gekostet hätte, ist so effizienter erledigt. Natürlich kein Ersatz für das persönliche Gespräch, aber eine sehr gute und detaillierte Grundlage, um im Gespräch schnell und zielführend zum Ergebnis zu kommen.

ChatGPT kann viel, aber bei weitem nicht alles. Es ist ein sehr nützliches Werkzeug, dessen Handhabung, wie bei allen anderen Werkzeugen, gelernt werden muss und seine Grenzen hat.

Gerne beraten wir Sie zum Thema ChatGPT im Personalmarketing und Recruiting, aber auch zu allen anderen Themen im Bereich Personalmarketing und Employer Branding stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sprechen Sie mit uns.